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- Geschichte der Lichtenecker Infrastruktur
Dorfgeschichten
Ausblick/Zukunft
Geschichte der Lichtenecker Infrastruktur
Stand: 29.08.2013 | 13.48 Uhr
Geschichte der Lichtenecker Infrastruktur
Der menschliche Körper, ein Automobilwerk oder eine Gemeinde haben gemeinsam, dass sie ohne eine geeignete Infrastruktur nicht lebensfähig sind. Der Blutkreislauf, die Förderbänder, die Straßen sind Beispiele für notwendige Bestandteile zur Aufrechterhaltung der Funktion völlig unterschiedlichen Systeme. Die Lebensqualität in Staaten, Städten oder Dörfern wird maßgeblich bestimmt durch das Niveau ihrer Infrastruktur.
Wasser
Ohne Wasser kein Leben
Dorfbrunnen
Vor etwas mehr als 600 Jahren wurde Lichteneck gegründet. 11 Anwesen wurden damals innerhalb zweier Jahrzehnte gebaut. Bauen konnte man nur dort, wo es Wasser gab. Entweder nützte man frei zugängliche Quellen oder erschloss wasserführende Bodenschichten durch Graben bzw. Bohren. Der Hausbrunnen war über Jahrhunderte der Spender des wichtigsten Lebensmittels.
Dass ein Waldler keinen Brunnen am Hof hatte, war selten. „In solch einem Fall mußte das Wasser mit Eimern und Tragholz vom Gemeinde- oder Dorfbrunnen heimgeholt werden.“
Im Bereich des Lichtenecker Dorfangers stößt man in einigen Metern Tiefe auf eine wasserundurchlässige Lehmschicht. Diese günstige geologische Gegebenheit ermöglichte die Einrichtung vieler hauseigener Brunnen.
Besonders interessant ist dabei die zentrale Wasserverteilung für die Brunnen mehrerer Anwesen, deren Struktur man heute noch gut rekonstruieren kann. Klaus Biebl hat sie in einen alten Katasterplan aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eingezeichnet, so wie sie bis über die Mitte des vergangenen Jahrhunderts in Betrieb war.
Plan / (Klaus B.) Die zentrale Wasserversorgung der Rechtler. Alter Katasterplan | Verteilerschacht mit Rohrleitungen und Verzweigungen
Eingetragen sind die hauseigenen Brunnen, die gefasste Quelle für die Rechtler, der Verteilerschacht und die von ihm abgehenden 5 Rohrleitungen mit den drei Abzweigungen. In der am Kartenrand eingefügten Legende sind die Namen der fünf Wasserrechtler und der drei „Abzweigler“ aufgeführt.
Bild (Verteilerschacht)
Die Mengenzuweisungen ergaben sich aus den zum Hof gehörenden Nutzungsrechten. (Genauer!| evtl. Herr Pscheidt). Diese waren Bestandteil des allgemein gültigen Gemeindenutzungsrechtes. Einvernehmliche Absprachen im Bedarfsfall gehörten dazu. (Genauer!) Es funktionierte.
Altbayerische Gemeinde | Gemeindenutzungsrechte (Kasten)
„Aus dem Urkataster ist ersichtlich, dass jedes Haus sein Gemeinderecht besaß. Ein grundlegender und entscheidender Gedanke war der, dass das Nutzungsrecht an der Allmend nicht einer bestimmten Einzelperson, sondern dem Hof und dem dazugehörigen Personenkreis dienen sollte. Das Recht auf Gemeindenutzung haftete am Hof als solchem. Es stand nicht dem jeweiligen Bauern persönlich zu. Es ist die Existenz des Hauses, welche die verschiedenen Rechte begründet. In einer Verteidigungsschrift vom 21.März 1566 ist von der hochen Notwendigkeit zu lesen „ das ain jeder Hof oder Guet, Wun, Waidt, Holz und Wasser habe. Wo das mangelt, kann kein Guet bemairt noch wesentlich unnd peulich gehalten werden.“ (Quelle: Dr. Fritz Zimmermann | Die Rechtsnatur der altbayerischen Dorfgemeinde und ihr Gemeindenutzungsrecht)
Allmende (Kasten)
(aus mhd. all und meinde = Gemeinde;…): gemeinsam von einer Dorfgemeinschaft genutztes Wald- und Weideland (Bau- und Brennholz, Streu, Waldfrüchte), das neben der Ackerflur zur Dorfgemarkung gehörte; dabei ist die Allmende kein herrenloses Land in dem Sinne, dass es jeder Dorfbewohner nach Belieben nutzen konnte; die Berechtigung zur Gemeinnutzung hing grundsätzlich vom Besitz einer Hofstelle oder eines Hauses innerhalb des Dorfes ab; oftmals war der Umfang des Nutzungsrechtes an die Größe des Anwesens gebunden. (Dr. L. Schober, Die Geschichte des Klosters St. Oswald)
Wun (Kasten)
„durch Sichel und Sense zu gewinnendes Gras“, Grasnutzung, Gras- und Heuernte: meist in Verbindung: „Wun und Weide“ (Dr. L. Schober, Geschichte des Klosters St. Oswald)
Wasser für Einwohner, die weder einen Hausanschluss durch Rohrleitungen noch einen eigenen Brunnen hatten, gab es aus dem Dorfbrunnen. Anfangs war es ein einfacher Schöpfbrunnen. Er wurde aus hygienischen Gründen ersetzt durch einen unweit davon entfernten Pumpbrunnen.
Lageplan mit dem Schöpf- und dem Pumpbrunnen. Das später eingebaute Wasserreservoir diente dem erhöhten Wasserbedarf des Weber-Anwesens.
Die Versorgung mit wirklich sauberem Trinkwasser war nicht immer garantiert. Grundsätzlich problematisch waren bäuerliche Anwesen am Oberlauf der Quellen. Beeinträchtigungen gab es durch starke Niederschläge, aber auch durch lang anhaltende Trockenheit. Da konnte es schon vorkommen, dass die Schüttungen der Quellen knapp wurden oder der Eintrag von Verunreinigungen - z.B. durch Jauche vom nahe liegenden Misthaufen - dem Wasser riech - und schmeckbar zusetzte.
Massive Probleme mit dem Dorfbrunnen gab es aber immer wieder. Mit Schreiben vom 14. April 1949 verwies das Landratsamt Grafenau unter dem Betreff: „Wasserversorgung der Ortschaft Lichteneck“ auf die „teilweise unhaltbaren Zustände bei den verschiedenen Gemeinden“ und erließ an die Gemeinde Neudorf die Anordnung, „den sogenannten Ortsbrunnen in Lichteneck zu schließen, da alle früheren Beanstandungen nicht beseitigt wurden“. Im Schreiben vom 24.11.1949 beschreibt das Landratsamt detailliert die „völlig unhygienischen“ Verhältnisse und ergänzt die detaillierten Hinweise mit verschiedenen Abänderungsvorschlägen einschließlich einer Musterzeichnung für einen neuen Brunnen. Deutlich wird darauf hingewiesen, dass „der Gemeinderat es bisher unterlassen hat, die zur Erfüllung dieser Pflicht erforderlichen Beschlüsse zu fassen oder Anordnungen zu treffen“. Im Mai 1950 berichtete die Gemeinde zwar von Ausbauarbeiten entsprechend der Verfügung, musste zugleich aber von erneuten Schwierigkeiten wegen „in absolut boshafter Weise" vorgenommener Verunreinigungen des Brunnens berichten. Eine insgesamt ungute Situation über Jahre hinweg bis Mitte der 1950er Jahre.
Unter den vielen Dokumenten zum Kronschnabl-Hof findet sich auch der fertige Plan für einen überdeckten Löschwasserweiher. Als Bauherr ist die Gemeinde Neudorf angegeben, der Bauort Lichteneck. Auf dem Dorfanger, unmittelbar vor dem Bartanwesen, sollte die Weiherfläche 120 m2 und der Inhalt 300 m3 betragen. Das im April 1952 geplante Projekt, meint Wilfried Biebl, ist wohl deshalb nicht mehr zur Ausführung gekommen, weil der Bau der Wasserversorgung von Arfenreuth her und die dazugehörigen Hydranten angedacht waren. Heute sind über die ganze Ortschaft Lichteneck über 40 Anschlussstellen für Löschwasser verteilt.
Dazu nochmals Christian befragen | Plan (Zisterne einschließlich Lageplan) vorhanden
Quellen
Plan (Klaus Biebl) Ausriss: Die drei Quellen
In der Senke von der Kleblmühlerstraße in Richtung Grafenau liegen zwar auf Lichtenecker Gebiet drei Quellen, die früher einmal Trinkwasser - aber lagebedingt – nur nach Grafenau lieferten.
Die Kronschnabl-Quelle kaufte 1925 die Stadt Grafenau zur Verbesserung ihrer Versorgungssituation. Sie wurde wegen geringer Ergiebigkeit und schlechter Schützbarkeit mit Inbetriebnahme der heutigen Gesamtlösung stillgelegt. Die Bucher-Quelle versorgte zuerst nur die Brauerei, jetzt liefert sie das frische Wasser für die Kneippanlage im Kurpark Grafenau. Der Plan zeigt die Leitungsführungen der drei Quellen. Die Bart-Quelle wurde von der Trinkwasserversorgung abgetrennt, nachdem die im Einzugsbereich der Quelle liegenden Grundstücksbesitzer der Ausweisung eines Wasserschutzgebietes mit den damit verbundenen Nutzungseinschränkungen nicht zugestimmt hatten. Ihr Wasser läuft anfangs in der alten Rohrleitung Richtung Grafenau, bis es kurz nach dem Sammelschacht in der Senke ins Freie tritt, um einen renaturierten Bachlauf zu speisen.
Wasser von Arfenreuth
Plan (Klaus B.)
Nun aber begannen sich die über Jahrhunderte im Wesentlichen gleichgebliebenen Verhältnisse schnell und stark zu ändern. Ab Beginn der 1950er Jahre entstand von Westen her, hangaufwärts, die Siedlung. Viele neue Häuser hatten viele zusätzliche Wasserhähne. Der Fremdenverkehr begann, die Lebensweisen und Produktionsmethoden änderten sich - alles zusammen ließ die benötigten Wassermengen ansteigen. Das bisherige Versorgungssystem war überfordert. Eine sichere Bereitstellung von ausreichend reinem Trinkwasser machte eine grundlegend andere Versorgungsstruktur notwendig.
Skizze (Klaus B.) Plan (Netz in Lichteneck) / Klaus B. Dokument: Hand- und Spanndienste | 1. Abrechnung für Kronschnabl | Akte Biebl | 2. Reg. Bezirk: Niederbayern | 18.11.1955 Evtl. Photo vom HB Lichteneck
Der Bau des ersten neuzeitlichen Leitungssystems wurde 1955 begonnen und 1956 abgeschlossen. Das Quellgebiet lag nordwestlich von Arfenreuth. Eine der ersten PE-Leitungen mit 63mm Durchmesser lief in direkter Linie zum Hochbehälter in Lichteneck, der 1955 von der Firma A. Mück, Grafenau, gebaut wurde. Der Leitungsweg wurde „händisch“ gegraben. Je Person und je Tier waren 10m einzubringen.
Das Wasser wurde im Hochbehälter laufend vom Gesundheitsamt kontrolliert und über verschiedene Aufbereitungsprozesse den Anforderungen der Trinkwasserverordnung entsprechend eingestellt. Im Hochbehälter Lichteneck wurde damals schon eine sogenannte Entsäuerungsanlage eingebaut. Das sehr weiche und kohlensäurehaltige Wasser sickerte bei diesem Verfahren durch ein mit Kalkgranulat gefülltes Becken. Dabei löste die Kohlensäure den Kalk bis zur Sättigung des Wassers auf. Die Entsäuerung wirkt der Korrosion von Rohrleitungen entgegen und reichert zudem das Wasser mit dem für den menschlichen Körper notwendigen Calcium an. Zudem konnte man im Hochbehälter bei Bedarf bakterientötendes Chlor zugeben.
Neue Probleme
Weniger als ein Jahrzehnt hatte dieses System Bestand. Am 14.8.57 teilte das Staatliche Gesundheitsamt Grafenau der Gemeindeverwaltung Neudorf mit, dass die bakteriologische Untersuchung der Zentralen Wasserversorgungsanlage in Neudorf und Lichteneck u.a. ergab: Hochbehälter Lichteneck : = nicht zählbare Keime | Darmkolibakterien) nachgewiesen | Das Wasser ist wegen der hohen Keimzahl und des Gehalts an Darmkolibakterien nicht einwandfrei.
Evtl. Ausriss aus dem Schreiben vom 14.8.57
Eine gründliche Durchchlorierung der Anlage wurde gefordert.
Der letzte Absatz des Schreibens lautet:
Alter Dorfbrunnen in Lichteneck: Nachdem jetzt der Ort durch die Zentrale Wasserversorgungsanlage ausreichend versorgt ist, ist der alte Dorfbrunnen aufzulassen. Es ist dafür zu sorgen, daß eine Wasserentnahme aus diesem Brunnen nicht mehr möglich ist. Die Durchchlorierung der neuen Wasserversorgungsanlagen hat unter Anleitung und Aufsicht des Gesundheitsamtes zu erfolgen.
Evtl. Ausriss (zweite Seite)
Die zunehmende Belastung des Quellgebietes durch landwirtschaftliche Nutzung machte es also bald notwendig, nach einer neuen Lösung zu suchen.
Übergangsweise wurde Lichteneck vom Neudorfer Wassernetz versorgt. Die Verbindungsleitung wurde nach Aussage des Erbauers, Lang sen. aus Neudorf, 1964 oder 1965 eingerichtet (PVC, DN 50) und hatte bis zur Auflassung des HB Lichteneck 1996 Bestand. Die Leitung von Arfenreuth her wurde gleichzeitig stillgelegt. Im Juli 1967 gab es auch mit dieser Lösung Probleme. Die Bautätigkeit in Lichteneck mit dem erhöhten Wasserverbrauch machte für einige Tage die Festsetzung von Wasserbezugszeiten notwendig. (Ausriss Schreiben vom 19. Juli 1967). Ursache dafür war nicht eine zu geringe Schüttung der Quellen, sondern der zu schwache Zulauf nach Lichteneck. „Die Gemeinde wird deshalb so bald als möglich eine Beschleunigungspumpe einbauen lassen.“
Wasserversorgung 2013
Die derzeitige Wasserleitung, 1996 gebaut, geht vom neuen Hochbehälter in Kapfham, der 1998 in Betrieb genommen wurde, nach Neudorf und weiter nach Lichteneck und von hier nach Grafenau. Wasser aus Quellfassungen im Elmberger Gebiet und am Kapfhamer Steinberg wird in den Hochbehälter gepumpt. Zusätzliches Wasser kommt nach wie vor über die ehemalige Grafenauer Wasserleitung. Diese verlief vom Quellgebiet am Steinbühl (Neudorfer Quellen 1 und 2) unterhalb des Lindenhofes, im freien Gefälle Richtung Lichteneck, dann mitten durch dessen alten Ortskern weiter in Richtung Spitzberg und schließlich in der Senke abwärts nach Grafenau. Heute aber endet dieser Strang am Lichtenecker Dorfanger. In einer eigenen Leitung wird das Quellwasser von dort zum Kapfhamer Hochbehälter gepumpt. Nach der Aufbereitung wird es der eigentlichen Trinkwasserleitung zugeführt.
Die Trinkwasserverordnung ist die gesetzliche Grundlage für die Wasserversorgung. Trinkwasser muss „rein und genusstauglich sein, darf keine Krankheitserreger und keine Stoffe in gesundheitsschädlichen Konzentrationen enthalten.“ Wassermeister Roman Böhm berichtet von den vierteljährlichen chemischen und mikrobiologischen Untersuchungen. Bestimmte Zonen der Wasserschutzgebiete werden ebenfalls vierteljährlich kontrolliert. Die Quellschüttungen werden monatlich gemessen und dabei die Fassungsbereiche der Quellen kontrolliert. Man darf sich sicher sein, dass in den Trinkwasseranlagen vom Quellschacht bis zum Hochbehälter auf Hygiene und Sauberkeit großer Wert gelegt wird.
(Plan | Klaus B.)
Die Gesamthärte des weichen Wassers liegt knapp über vier, der pH-Wert etwas über 8, die Temperatur beträgt 14o C (Stand Juli 2011). Lichtenecks Wasserverbrauch 2011 betrug 20 000 m3.
Fernwasser
1972 wurde erstmals ein Vertrag mit der WBW (Wasserversorgung Bayerischer Wald) geschlossen. Das Grafenauer Freibad, das Steigenberger Hotel und das Parkhotel wurden bis 1998 ausschließlich mit Fernwasser versorgt. Mit der Inbetriebnahme des HB Elmberg 1998 wurde die Versorgung auf diesen umgestellt. 2012 wurden in den HB Elmberg 24 000 m3 Fernwasser zusammen mit 108 000 m3 Quellwasser eingeleitet. Im Jahr 2000 waren es 33 000 m3 Fernwasser und 168 000 m3 Quellwasser. Der Vergleich zeigt einen – bundesweit – deutlichen Verbrauchsrückgang. Das Fernwasser kommt seit der Fertigstellung der Trinkwassertalsperre 1983 aus Frauenau, vorher vom Grundwasserpumpwerk Moos bei Plattling. Die momentane Bestellmenge liegt bei 75 000 m3. Es müssen 63 750 m3 abgenommen bzw. bezahlt werden und es dürfen bis zu 86 250 m3 entnommen werden.
Abwasser
Evtl. Plan (Klaus B.)
Für das Abwasser wurde die Kanalisation von 1972-74 gebaut und an das mechanisch-biologisch wirkende zentrale Klärwerk in Grafenau angeschlossen
Verkehr
Das Kapitel „Verkehr“ enthält bisher nur Bausteine.
Bitte ergänzen, korrigieren,…!
Für unsere Straße durch Lichteneck sehe ich mehrere Abschnitte:
- Die erste (alte) Straße in direkter Linie von der Rothsäge durchgehend steil hinauf zum Dorf
- Von der Rothsäge schräg hinauf (so wie heute), Linkskurve, ein Stück weiter so wie heute, dann Rechtskurve (so wie heute) und steil hinauf ins Dorf hinauf ins Dorf
- Ausbau der Kurve (Umlegung des Lichtenecker Berges) – heutiger Verlauf
- Teerdecke ?
Gefragt sind möglichst genaue Angaben zu den verschiedenen Bauzeiten sowie evtl. interessante Begleitumstände
Verkehr
Straßen
Für den Transport von Waren, Tieren und Menschen braucht es Wege – auf dem Land, zu Wasser und dann auch in der Luft. Die Erschließung des Nordwaldes begann über Pfade. Entsprechend dem „Verkehrsaufkommen“ entwickelten sie sich zu Wegen und unbefestigten Straßen –weit weg von römischer Straßenbaukunst. Wirtschaftswege und Handelsstraßen, die Christianisierung über Klöster, die Kolonisation durch Herrscher, die verzweigten Säumerwege, aber auch militärische Truppenbewegungen verdichteten mit der Zeit das Netz der Verbindungen. Deren Zustand jedoch war bis weit in die Neuzeit herein „ziemlich ungünstig“ (Bezirksamt Grafenau, September 1925)
Vielleicht Karte von 1644 Straßennetz (Guldenstraß)
Hermann Neumann gibt in „600 Jahre Stadt Grafenau“ eine sehr detaillierte Zustandsbeschreibung der damaligen Straßenverhältnisse. Er spricht vom Elend der Straßen außerhalb der Städte. „Von einem festgebauten Straßenkörper war keine Rede. In der Regel waren es nur festgefahrene Gleise (Spuren), deren morastige Stellen mit Knüppelhölzern und von den Straßenrändern hereingeschaufeltem Material befahrbar gemacht waren.“ In einer Grafenauer Stadtrechnung von 1685 ist zu lesen: „Zumalen der Fahrtweg neben dem Pach hinaus, dergestalt ausgeflezt, daß der Reissigen gar nit wohl mehr fortkommen khinden“.
Die schlechten Verhältnisse bestanden aus Lichtenecker Sicht ein halbes Jahrtausend. „Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Straßen bloße Erdwege ohne Grundbau und ohne Straßendecke. Sie wurden nach Bedarf in jedem Frühjahr durch Fronarbeiten der Bauern aus den anliegenden Dörfern notdürftig ausgebessert“. …“ In einem besonders schlechten Zustand befanden sich die „Straßen 2. Klasse“, die vorwiegend dem lokalen Verkehr dienten“. Diese sogenannten Distrikstraßen – die Straße durch Lichteneck war eine solche - wurden vom Staat nur sehr mäßig und von inkompetenten Landrichtern fachlich unzureichend betreut. „Die Lasten für die Unterhaltung waren für die Bevölkerung verhältnismäßig groß.“
Ein besonders problematischer Streckenabschnitt war die Verbindung von Grafenau nach Freyung. „Sie war von den Gespannfahrern am meisten gefürchtet, besonders der Lichtenecker- und der Kapfhamer-Berg. Für die Unterhaltung der in ihrem Zug liegenden Langmühlerbrücke (Brücke beim heutigen Sägewerk Roth) , mußten auf Grund alten Herkommens, sowie eines Recesses (Vereinbarung über die verbindliche Verteilung der Wegebaulasten) von 1626 die Untertanen von Lichteneck und Neudorf die End- und Schwerbäume, die Untertanen zu Elmberg jedoch die Streuhölzer beschaffen und beiführen, indes die Stadt die Arbeitslöhne zu bestreiten hatte“.
Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Nachrichten, Briefe und Sendungen durch Boten zu Fuß oder zu Roß überbracht. Im „Intelligenzblatt des Donauwaldkreises“ vom 3. Juli 1816 wird von der Einrichtung einer Postwagenlinie von Passau über… Freyung, Grafenau…Cham nach Böhmen und die Oberpfalz berichtet. Am 20. April 1928 findet eine Probefahrt auf Postautolinie Grafenau – Hohenau – Freyung statt.
Achtung: Es gilt, die verschiedenen Phasen möglichst genau zu erfassen. Es geht um die jeweils getroffenen Maßnahmen – sowohl vom Umfang als auch vom Zeitraum her!
Die Situation änderte sich grundlegend mit dem Aufkommen von Kraftfahrzeugen. Zur Verbesserung der Verhältnisse begann eine große Ausbauphase. Die Teerung vorhandener Wege und der Neubau von Straßen wurden intensiv vorangetrieben. Für die Verbindung von Grafenau über Lichteneck nach Freyung sind für die vergangenen 100 Jahre mehrere einschneidende Maßnahmen aufgezeichnet.
- Das bisherige Bezirksstraßennetz hat durch Umlegung von steilen Strecken in den Jahren 1919-22 (Straße Grafenau – Lichteneck, Schönberg – Oberkreuzberg) erhebliche Verbesserung erfahren. (Bezirksamt Grafenau, im September 1925)
- „Im Jahre 1928 wurde die Straße Grafenau – Freyung bis zur Amtsgrenze nach Kapfham erweitert und an schwierigen Stellen umgelegt. Sie war vorher so schmal, dass Postauto und Bauernfuhrwerk einander nicht ausweichen konnten.“Um dem Lichtenecker-Berg die Steilheit zu nehmen, wurde die direkte Linie durch die heutige Siedlung ersetzt durch den weit nach Norden gezogenen Kurvenausbau.
- In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Dorfstraße ausgebaut und auf die heutige Trassenführung verlegt.
- Sie wurde aus Richtung Grafenau nach Norden erweitert um die Steigung der Bergstraße zu umgehen. Es entstand die sogenannte „Waldreibe“. ???
- Bisher verlief die Straße entlang der heutigen Bergstraße? von Grafenau her in den Ort und verließ Lichteneck in Richtung Neudorf entlang der Kapelle in Richtung Kleblmühle und zweigte beim heutigen Anwesen Kronschnabl Max nach rechts in Richtung Neudorf ab. Die neue Linienführung zerschneidet am oberen Ende des Ortes ein Grundstück von Anton Bart und verläuft dann weiter Richtung Neudorf. Für den Straßenbau wurde der Schotter für den Unterbau direkt vor Ort produziert. Dazu wurde ein Steinbruch im westlichen Bereich des Steinberges, oberhalb der „Waldreibe“ angelegt. Die Steine wurden aus dem Fels gebrochen und auf Loren verladen. Dazu wurden Gleise verlegt. Der Abbruch wurde in einem „Steinbrecher“ zerkleinert und auf LKWs verladen. Das Gelände diente später als Schrottplatz, den die Firma Schmilgun betrieb. Heute hat die Natur das Gelände größtenteils wieder zurückerobert.
- Weitere Ausbaumaßnahmen und eine neue Teerung der Verbindungsstraße von Grafenau nach Lichteneck wurden um 1950 vorgenommen.
- Am 21.06.1974 wurde die Südumgehung von Grafenau freigegeben. Damit war eine bessere Verkehrsanbindung an die Kreisstadt Freyung geschaffen. Für die Verbindung zur Autobahn Passau – Regensburg überSchönberg und Hengersberg ist die für 4,2 Millionen DM gebaute 2,5km lange Umgehungsstraße ein Teilstück des Autobahnzubringers.
- Am 06.12.1991 wurde die Staatsstraße „St2132“ in die Bundesstraße B 533 umgewidmet.
- Im Sommer 2009 wurde die Linienführung der engen Reibe, ein Unfallschwerpunkt, so optimiert, dass sie ohne Lenk-Korrektur „in einem Schwung“ durchfahren werden kann. Die Asphaltdecke bis Ortsende Lichteneck wurde erneuert. Die Gesamtkosten lagen bei 350 000 Euro. – Überprüfen! PNP-Artikel!
Abstimmen mit Inge + …
Im Ort läuft die Straße durch das Anwesen Bart hinaus in Richtung Neudorf.
Lastwagen-Photo vorhanden
Zeiträume? Ende Steinbruch? Ende Schrottplatz?
Steinbruch Lichteneck um 1938 (Photo – Kalender 2013 – März)
Truppenbewegungen nach Osten!?
Seifenkistenrennen
Frage: Status „Autobahnzubringer“
Verkehrszählung (Andreas)
Wenn es um die Umgehungsstraße geht, muss erwähnt werden, dass 5000 bis 6000 Fahrzeuge pro Tag zu wenig sind (keine hohe Frequenz) sind. Bund Naturschutz: …erst ab 10 000 sinnvoll…
Eisenbahn
Schon 1883 war eine Verbindung von Grafenau nach Freyung als Fortsetzung der Waldbahn von Zwiesel nach Grafenau im Gespräch. 1884 wurde der erste Abschnitt genehmigt, im März 1888 wurde mit dem Bau begonnen und am 26. August unterrichtete das Ministerium, dass „Seine Königliche Hoheit, der Prinzregent die Inbetriebsetzung der Lokalbahn Zwiesel-Grafenau mit dem 1. September laufenden Jahres allergnädigst zu genehmigen geruht habe.“Hindernisse bei der Linienführung und Unsicherheiten bei der unentgeltlichen Grundabtretung bewog die zuständige Kommission, von Plänen zur Fortsetzung der Waldbahn von Grafenau über Freyung nach Passau Abstand zu nehmen.
1920 und 1927 gab es wieder Bestrebungen, Freyung und Grafenau mit einer Bahnstrecke zu verbinden. Die Trassenführung war jedoch umstritten, das Bayerische Finanzministerium zeigte ein reserviertes Verhalten. Das Projekt scheiterte.( Quelle: Stadt Freyung, Freyung, 2001, S. 195)
1927 gab es letzte– vergebliche - Bestrebungen, Grafenau und Freyung mit einer Bahnlinie zu verbinden. Noch 1934 beklagte eine ostbayerische Denkschrift (Trampler, Bayerische Ostmark) die höchst unbefriedigenden Verhältnisse im Bezirksamt Grafenau:
„Die Entfernung zwischen Freyung und Grafenau, zwei Bezirksamtssitzen, beträgt 12,1 km. Die nächste Eisenbahnlinie vervierzehnfacht diese Entfernung auf 173,1 km. Die rascheste Eisenbahnverbindung erfordert eine Fahrzeit von 7 Stunden und 52 Minuten. Dreimaliges Umsteigen mit längerem Aufenthalt in Zwiesel sorgt für Abwechslung. Eilige Reisende bevorzugen deshalb den Fußweg…“
Das Scheitern des Projektes dürfte aus Lichtenecker Sicht nicht tragisch gewesen sein, denn die Bahnlinie war ausgehend vom Schwaimberg, dort sollte der Grafenauer Bahnhof liegen, über Hohenau nach Freyung geplant – abseits von Lichteneck.
Energie
Der Physiker versteht unter Energie die Fähigkeit eines Systems, Arbeit zu verrichten. Die körperliche Arbeit des Menschen wurde schon immer und mit voller Wucht zu Beginn des Industriezeitalters vor 200 Jahren von Maschinen unterstützt und ersetzt. Bulldogs, Rasenmäher, Kühlschränke, Lampen, oder Heizgeräte funktionieren nur dann, wenn die notwendige und passende Energie zugeführt wird. Holz war naturgegeben über die Jahrhunderte der Energieträger für Verbrennungsvorgänge. Die Energie des fließenden Wassers wurde in benachbarten Mühlen vorwiegend zum Sägen des Holzes, mitunter auch zum Getreidemahlen verwendet. Geothermie, Biogas und Photovoltaik sind neuzeitliche Verfahrenstechniken zur Energieumwandlung vor allem in elektrische Energie.
Elektrizität
Allergrößte Bedeutung seit 100 Jahren hat der Strom. In der „Stromchronik Niederbayern“ findet man für das Jahr 1914 unter Grafenau die Eintragung:“ Nur 1 EW (Kleinkraftwerk in Eberhardsreuth mit 47 PS) im Bezirksamt Grafenau; Schlußlicht der niederbayer. Stromversorgung“. Im Herbst 1919 gab es aber schon 19 Überlandzentralen bzw. E-Werke, aber fast alle mit nur geringen Leistungswerten um die zwei PS, gerade ausreichend für den Eigenbedarf der Betreiber. Im Dezember 1920 wurde aus fünf verschiedenen Teilregionen rund um Grafenau eine Welle an Kleinprojekten gemeldet. Es ging immer um Eigeninteressen. Die Gesamtversorgung des Bezirks wurde dabei nicht berücksichtigt. „Neudorf, Lichteneck, Schönanger und Rosenau sollen an die Klebermühle angeschlossen werden“ Die Gründungswelle für Kleinkraftwerke hielt auch noch 1921 an.
Am 29. Dezember 1919 beschloss der Bezirkstag Grafenau einstimmig, das elektrische Licht im Grafenauer Krankenhaus einzuführen.
Quelle: Grafenauer Anzeiger 1920
Erst am 12. Juli 1921 konnte die von der Überlandwerke Niederbayern GmbH erbaute 20 000V –Leitung von Eging über Grafenau nach Spiegelau in Betrieb genommen werden. Bereits am 19. Mai 1920 gab es erstmals für Grafenau elektrischen Strom. Eine Fernleitung von Dießenstein mit einem Transformatorenhaus am Venusberg lieferte für 30 Straßenlampen und 115 Hausanschlüsse die passende Spannung und genügend Strom. Am 09. Juni 1921 bestätigten die Überlandwerke Niederbayern den vom Bezirksamt Grafenau erteilten Auftrag zur Elektrizitätsversorgung von Neudorf und Lichteneck.
Lichtmasten und Hausanschlüsse für Lichteneck Plan vom 22.7.1921
Am 24. Januar 1922 erfolgte die Inbetriebnahme der der Ortsnetzanlagen Neudorf und Lichteneck.
Gas als Energieträger steht seit 2000 einem Großteil der Ortschaft über einen Anschluss an die Fernleitung zur Verfügung. In nicht versorgten Ortsteilen dient der Tank als Speicher.
Ein Gedicht (gekürzt) erschienen in der PNP am 07. Februar 1921. Autor unbekannt.
S`Elektrische Liacht.
Plan | Strom und Gas | E-on
S`elektrische Liacht, da is gar koa Red,
Dös is fei was Schöns, aber brenna tuats net.
Um fünfi auf d` Nacht, da leuchts wunderhell,
A halbe Stund später is furt wieda schnell,
Drahst afi, drahtst abi, drahst wist und drahst hott,
Es laft halt koa Strom zu uns rauf durch`n Draht.
Grad foppm tuats oan, bald brinnts, bald net,
Bald glüahts bloß a bißl, es is halt a Gfrett!
Zündst Kerzn na o, is Liacht a wieda da,
Löscht Kernz wieda aus, geht's s`Liacht a wieda a.
Um zehni auf d`Nacht, wenn im Bett san dö Leut,
Da brennts na so schö, dass grad is a Freud!
Ja, s`elektrische Liacht, da is gar koa Red,
Dös is fei was Schöns, aber brenna tuats net!
Beim Setze drom, da hockens beiannanda auf d`Nacht,
Und schaffkopfa deans, daß alles wackelt und kracht.
Der Biermaia schreit auf oamal: Jetzt hab i an Tu
Und wiara dös sagt, is s`Liacht a weg im Nu.
Und bis wieda kimmt, werfens Kartn durchanand,
Und eam packts voll Wuat, schmeißts oni an d`Wand.
A Tu mit 8 Ober, zwanzg Markl hätts tragn,
I kannt glei dös Liacht von der Deck abischlagn!
Ja, s`elektrische Liacht, da is gar koa Red,
Dös is fei was Schöns, aber brenna tuats net!
Da Bua wart aufs Deandl beim Köchling sein Haus,
Da muaß ja vorbei, da kimmts eahm net aus.
Er stellt sie ans Eck, jetzt schloapfts scho daher,
Auf oamal geht's Liacht aus - is dös koa Malär!
Jetzt springt er schnell vüri und nimmts an sein Arm
Und gibt eahm an Schmatz, recht schö safti und warm.-
Na schreit er: Pfui Teifi, dös schmeckt aber schlecht,
Da kimmt wieda s`Liacht, jetzt kennt er si aus:
D` Xandlön is, o Jammer und Graus!
Na wischt er sö`s Maul a und schleicht si davo:
Du Sauliacht, du dammisch, kriagst mi a nimma dro.
Ja, s`elektrische Liacht, da is gar koa Red,
Dös is fei was Schöns, aber brenna tuats net!
An Wirt drom sei Dirn, dö geht aussi in Stall,
Draht`s elektrische Liacht auf, da is hell überall.
Jetzt sitzt`s scho aufn Schamml bei der Kuah dort hint
Und zipfelt, und zipfelt, bis d` Milch abirinnt.
Auf oamal is finster, s` Elektrisch geht aus,
Dö Kuah is daschrocka und schlagt hintn naus,
Da Schamml fallt um und d`Kathl rutscht mit
Und d`Milch wird ihr grad übers Gsicht abigschütt.
Und Kuah voller Angst hat an Mist a no gmacht,
Und grad auf si aufi, mir gangst guate Nacht!
Ja, s`elektrische Liacht, da is gar koa Red,
Dös is fei was Schöns, aber brenna tuats net!
Und ös kinnts mas nöt glaub`n und i kann`s enk net sagn
Was ma Aerger und Zorn mit dem Liacht muaß vatragn.
Und nacha, bis d`umschaust, is s`Monat scho rum,
Na dearfst schö brav zahln und woaßt net warum.
Und s`Oel und dö Kerzn, dö genga no drei,
Der Teifi solls holn bis in d`Höll mit nei!
Und balst nacha schimpfst, na machen`s da weis:
Im Sommer zweng Wasser, im Winter z`viel Eis!
So hoaßts. Ko scho sei! I moa aber so:
Es hänga halt sauber z`viel Häuser scho dro!
Schau wennst am Wagn auflegst, daß sö d`Axn scho biagn,
Na ko halt dei Roß dö Gschicht a nimma ziagn!
Drum sag i halt nomal: da is gar koa Red,
Schö is scho, s`Elektrisch, aber brenna tuats net!
Kommunikation
Unter Kommunikation (lat. Communicare „mitteilen“) versteht man den Austausch bzw. die Übertragung von Informationen. Jedes Gespräch ist ein einfaches Beispiel für Kommunikation. Die Flaschenpost zu Wasser, die Rauchzeichen der Indianer, das Jodeln in den Bayerischen Alpen, der Datenaustausch mit dem Mars-Rover (Vagabund) Curiosity sind ausgefallene Beispiele für denselben Sachverhalt – immer aber geht es um die Übertragung von Information.
Lichteneck – ein kleines Dorf. Über Jahrhunderte hinweg wenige Anwesen, eng zusammengebaut. Die hochfunktionelle, von technischen Störungen völlig unbehelligte Methode der Nachrichtenübertragung war zuerst einmal das „Ratschen“ in seiner ganzen Bandbreite. Jeder kannte jeden, die Entfernungen waren kurz, von der Hausbank aus war alles überschaubar. Nachrichten konnten sich schnell wie ein Lauffeuer verbreiten. Kommunikationszentren waren das Milchbankerl bei der Kapelle, später der Laden und das Wirtshaus. Wechselseitige Besorgungen und Besuche lieferten selbstverständlich Neuigkeiten. Man war meist zu Fuß unterwegs, man begegnete sich, Hausierer kamen auch von weiter und lieferten nicht nur Ware - naturgegebene Rahmenbedingungen für einen guten Nachrichtenfluss.
Ein besonders gut geeignetes Medium zur Signalübertragung waren Glocken. „So läutete die Dorfglocke nicht nur zum Gebet, sie läutete um 6 Uhr zu Tagesbeginn, mittags um 12 Uhr und zum Gebetläuten um 6 Uhr abends. So informierte sie die Leute auf den umliegenden Feldern. Sie läutete grundsätzlich bei Gefahr, insbesondere im Brandfall. Sie verkündete den Tod eines Dorfbewohners. Ihr Läuten hörten aber nicht nur die eigenen Leute – sie gaben das schnellste Signal auch von Dorf zu Dorf, so wie heute die Sirenen.
Gemeindeinformationen wurden per „Zettl auf’m Spreißling“, dem Vorläufer des heutigen Hogn von Haus zu Haus getragen. Die Zeitung verband auf ihre Weise Lichteneck mit der Welt.
Großartige Entdeckungen und Erfindungen im 19. Jahrhundert revolutionierten die Nachrichtentechnik. 1870 wurde in Grafenau eine Telegraphenstation, 1896 dort der erste Fernsprechapparat eingerichtet. Lichtenecks erstes Telephon wurde vor 1950 im Bart-Haus installiert.
Eine Zeitzeugin beschreibt, wie es begann:
„Mit Telefonaten für die restlichen Dorfleute lief es anfangs folgendermaßen ab: es wurde von einer der beiden Seiten dort angerufen, wo ein/das nächste Telefon stand, dann die Kinder zum einsagen losgeschickt. Oder der Anruf wurde per Postkarte angekündigt. Zur vereinbarten Zeit warteten dann beide Seiten vorm jeweiligen Telefon, bis der Anruf kam oder gemacht wurde. Meine Tanten beispielsweise waren in München. Sie riefen beim Bart an mit dem Hinweis, in einer halben Stunde würden sie sich nochmals melden. Jemand wurde losgeschickt um uns Bescheid zu geben. Zur entsprechenden Zeit ging Mama dann rauf, um vor dem Telefon auf den Anruf zu warten. Später gab es dann ja das gelbe Telefonhäuschen am Anger für alle, die keinen privaten Anschluss hatten. Es war sehr begehrt, vor allem um den Freund bzw. die Freundin anzurufen, wenn man von daheim aus nicht gehört werden wollte. Allerdings war für dieses Vorhaben der Standort nicht soo günstig, weil so mitten im Dorf bekamen es viele mit wenn man (zu oft) telefonierte. ..„
Im November 2003 wurde das Telefonhäuschen entfernt. Die Entwicklungsgeschwindigkeit im Bereich der Elektronik einschließlich der Computertechnologie erhöhte sich ständig. Das gewöhnliche Radio, die Telefonwählscheibe und der viel Platz beanspruchende Fernseher haben heute schon einen antiquierten Charme. Die Hifi-Anlage und der Flachbildschirm beherrschen die Szene. Mitte des vergangenen Jahrhunderts war das noch ganz anders.“ Fernseher waren damals begehrt, und wer keinen hatte, kam –vor allem bei Fußballspielen – zu den Nachbarn zum Schauen. Da wurden die Stuben schnell voll. Und Programme rund um die Uhr gab’s ja damals auch noch nicht. Da saß man vor dem Testbild und wartete auf den Beginn der Sendung.“
Mobiles Telefon, Laptop und Internet sind heute Alltag. Das Smartphone ist auf dem Weg vom Statussymbol zur Selbstverständlichkeit. E-Mail und Skypen kennen keine Entfernungen. Sidney in Australien - am gegenüberliegenden Ende der Welt - ist nachrichtentechnisch von Lichteneck genau so weit entfernt wie das benachbarte Neudorf. Der Ruf nach immer höheren Übertragungsgeschwindigkeiten ist alltäglich und laut. Der global vernetzte Konkurrenzkampf schreit nach Wachstum und Beschleunigung. Lichteneck steht derzeit (Stand Juni 2013) eine Breitbandversorgung durch die „Kabel Deutschland“ mit einer Bandbreite von bis zu 100MBit/s und durch die „Telekom Deutschland“ mit einer Bandbreite bis zu 6 Mbit/s zur Verfügung. Computer in Kombination mit dem Netz bieten immer großartigere Möglichkeiten für die Bewältigung und Gestaltung unseres Lebens. Die Kehrseite der Medaille ist eine gefühlsmäßig zunehmende Abhängigkeit, ein undurchschaubares Ausgeliefertsein an die Welt der bits und bytes.
Einen Briefkasten gibt es noch in Lichteneck, einen schönen traditionell gelben. Täglich einmal wird er geleert. Vor dem Maibaum ist er angebracht, nahe bei der Kapelle, auf dem Dorfanger. Fast wie ein Gruß aus der guten alten Zeit.
Hogn | Stillleben | Überreichen des Hogn
Nostalgie und Moderne nebeneinander gibt es beim Hogn. Der Hogn gehört zu Lichteneck. Vier Hogn, in deren Schlitze die Computerausdrucke mit den dorfrelevanten News eingezwickt sind, werden von Haustür zu Haustür weitergereicht. Lesen, abzeichnen und selbst zum Nachbarn bringen – unbedingt gleich! Eine von allen respektierte Nachrichtenübertragung mit liebenswürdigem steinzeitlichem Flair. Nebenbei verdient erwähnt zu werden, dass schon seit einiger Zeit parallel zum Transport per Fuß die „Hogn-Dateien“ in sehr viele Lichtenecker E-Mail-Briefkästen verschickt werden.