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Lumpereien aus den 50er Jahren

Schneider Adolf erinnert sich: es war an einem Karfreitag und die jungen Dorfburschen hatten keine Lust am Karfreitagskreuzweg teil zu nehmen. Gesagt getan: sie gingen nicht in die Kirche, aber während die anderen beteten, klapperten sie die Nester der Hühner von den Dorfbauern ab, ließen die Eier mitgehen und - um an Geld zu gelangen - verkauften sie diese. An Ostern konnten die Frauen mehr Eier brauchen als ihre eigenen Hennen bisher gelegt hatten.

In den 50-ger Jahren wurden die Waren für das Lagerhaus der Raiffeisen Hohenau bis zum Grafenauer Bahnhof geliefert und von dort mit einem LKW nach Hohenau gebracht. Machte der LKW einen zweiten Transport, so blieb der Fahrer beim Weber stehen um sich zu stärken und fuhr dann weiter. Diese kurze Pause nutzten unsere schlauen Buben um sich eines Teils der Ladung zu bemächtigen. Es waren Briketts, die zum Lagerhaus gelangen sollten, doch nicht alle überstanden den Transport. Wie sollte die Beute jedoch zu Geld gemacht werden? Die Lösung war einfach: 1 Brikett wurde abgewogen, das Gewicht hochgerechnet und der guten Schmellerin zum Kauf angeboten. Diese durchschaute den Schwindel, machte aber mit und unsere Buben konnten ihr Taschengeld aufbessern.

Auch der Diesel des LKW`s war vor unseren Dorfjungen nicht sicher. Mit einem Schlauch, mit dem man den Kühen bei Bedarf einen Einlauf machte, zapften sie den Sprit aus dem Tank an und auch dafür fand sich ein Käufer.

Es war am 8. Dezember des Jahres 1954 oder1955. Die Jugendlichen sollten „Grosat", das bündelweise verkauft werden sollte, aus dem Wald holen.
Um tätig zu werden, hatten unsere Helden auch Äxte und Sägen dabei. Es sollte nicht bei den Tannenzweigen bleiben, ein paar Tannen sollten auch mitgehen. Schmeller Beperl, Bart Anton und Weber Willi meinten genau zu wissen, wo die Grenze des eigenen Waldes ist, doch dem war nicht so. Die Jungen schlugen eifrig ca. 3-4 Ster Holz, aber er stammte zum Teil auch aus dem Kronschnabl-Wald und sogar Neudorfer Fichten waren dabei. Die Bauern Schmeller und Kronschnabl hatten ein ungutes Gefühl und gingen in den Wald um nachzuschauen. Die Jungen hatten mittlerweile das geschlagene Holz versteckt. Schneider Adolf hatte aber abends beim Milchholen einen schweren Gang zum Kronschnabl vor sich. Adolf war bekannt, dass die beiden Bauern mittlerweile Bescheid wussten. Hias Kronschnabl`s Verhalten aber war gänzlich unerwartet: er erwähnte nichts, hieß sogar Paula, seine jüngste Tochter, die zum Diebstahl etwas sagen wollte, zu schweigen. Ein Beweis seiner Großzügigkeit und Gutherzigkeit, seines Verständnisses der Jugend gegenüber. Dankbarkeit und Rührung waren meinem Gesprächspartner anzusehen, während er erzählte.
Ein Wermutstropfen war dennoch dabei: die Jungen hatten das gestohlene Holz beim Feld-Tanzer unter dem Inhäusl gebunkert. Als der Kronschnabl Hias sein ganzes entwendetes Holz wieder haben wollte, stellte sich heraus, dass ein Teil des versteckten Holzes nicht mehr da war. Zwei der Jungen hatten es anderweitig an den Mann gebracht. Von da an war ihre über Jahre währende Freundschaft getrübt. Der Kronschnabl-Bauer hingegen stellte den Jungen sein Fuhrwerk samt Knecht zur Verfügung um das Holz nach Freyung zu fahren und es dort zu verkaufen. Der Erlös war - so erinnert sich Schneider Adolf noch 5 DM für jeden.



Quellen:
Schneider Adolf

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