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Ausblick/Zukunft

Kindheit auf dem Bauernhof in den 70ern

Bäuerliches Leben im Wandel der Zeit

In Lichteneck gab es um 1970 zwei Vollerwerbshöfe und natürlich etliche im Nebenerwerb.
Einer der Vollerwerbshöfe war der Kronschnabl-Hof, wo ich einen Großteil meiner Kindheit verbracht habe. Bewirtschaftet von meinem Onkel, aber unter tatkräftiger Unterstützung meiner Mutter und ihren Schwestern, mussten, konnten, durften wir Kinder natürlich auch mithelfen.
Im Frühling wurden die Wiesen „geräumt", d.h. vom winterlichen Unrat befreit. Steine und Maulwurfshügel wurden mittels Rechen entfernt, damit es später im Jahr gutes Heu gab. Dann ging es ans Kartoffel und Runkel stecken. Natürlich musste auch da der Acker erst von Steinen (der Bayrische Wald ist eine steinreiche Gegend) befreit werden. Eine Arbeit, bei der wir Kinder gerne gesehen wurden. Es folgte eine sehr arbeitsreiche Zeit, denn die Pflänzchen mussten gehegt und gepflegt werden. Eine sehr beschwerliche Arbeit, vor allem für Arme und Rücken.
Frühsommer und Sommer war dem Heuen vorbehalten. Dafür gab es zwar damals schon etliche Maschinen, die Zeiten, wo Heerscharen von Leuten auf der Wiese standen zum Mähen , Wenden und Heu einfahren, waren damals auch schon lange vorbei. Aber im Stadel musste das Heu noch an seinen richtigen Platz geschoben oder geworfen werden. Eine extrem staubige und schweißtreibende Angelegenheit.
Im Herbst dann die Kartoffel- und Runkelernte. Für die Kartoffelernte gab es nur den Kartoffelroder, aber noch keinen Vollernter. Die Runkelernte ging noch vollständig von Hand! Man stelle sich den Langacker (heute das Erdbeerfeld)voller Kartoffelzeilen vor. Millionen von Kartoffeln, die alle von Hand aufgelesen werden mussten. Ein Segen, als in den späten 70igern der Kartoffelvollernter auch in Lichteneck zur bäuerlichen Grundausstattung gehörte. Wobei , für uns Kinder war es eigentlich immer lustig. Oft wurden wir zwar ausgeschimpft, wenn wir die Kartoffeln als Wurfgeschosse benutzten, statt sie brav in den Körben zu sammeln, aber dann durften wir auch wieder den Bulldog steuern. Und es gab zum Abschluss der Ernte ein Kartoffelfeuer. Die Kartoffeln waren zwar meist furchtbar verkohlt, aber es war trotzdem ein Fest.
Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war die Hausschlachtung. Hierfür kam extra ein Metzger, der das Schwein fachmännisch schlachtete, auf den Hof. Eigentlich durften wir Kinder nicht zuschauen, wenn die Sau „um die Ecke gebracht" wurde, aber meist fanden wir eine Möglichkeit doch zuzuschauen. Für mich keine abschreckende Angelegenheit, sondern eine natürliche Abfolge von Leben und Tod. Das Allerschönste aber war das Wursten. Alles vom Schwein wurde verwertet. Was nicht als Braten auf den Tisch kam, gepökelt oder geräuchert wurde, kam in die Wurst. Es wurde Leberwurst, Blutwurst und Preßsack gemacht. Alles per Hand, ohne Konservierungs- und Geschmacksverstärker und nach alten Hausrezepten.
Vieles hat sich seit damals verändert. Sicher vieles zum Besseren aber manches auch zum Schlechteren!

 



Stichpunkte:
Kindheit 70er Jahre auf dem Bauernhof

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