Unsere Chronik

Naturraum
Dorfgeschichte
Bevölkerungsentwicklung
Kultur & Brauchtum
Religiöses Leben
Arbeit & Landwirtschaft
Vereine
Dorf im Wandel
Dorfgeschichten
- Aus'm Wirtshaus
- Tragische Ereignisse
- Brände in Lichteneck
- Verkehrsunfälle im Ort
- Tod durch Überdosis Schlafmittel
- Brand von 1876
- Tod des Knechts Xari
- Sagen und Mythen
- Erlebnisse/Erinnerungen
- Eine Kindheit in Lichteneck
- Kindheit auf dem Bauernhof in den 70ern
- sonstige Dorf-G'schicht'n
- Ein prägendes Erlebnis
- Treffpunkt Schmellerin
- Lumpereien aus den 50er Jahren
- Der Hühnerdieb
- Des is Liachtneck
- Hütten- und Waldbrand im Raidl
Ausblick/Zukunft

Ein prägendes Erlebnis

Ein prägendes Erlebnis
Es muss so etwa im Jahre 1952 gewesen sein, als an einem warmen Sommernachmittag die beiden Dorfbuben Helmut Weber vom Wirtshaus und Hanse Weber vom Weberhansn, gerade mal 10 und 12 Jahre alt, bei der elterlichen Gastwirtschaft vom Helmut Fußball spielten. Da bemerkte Helmut, dass der Getränkevertreter gekommen war. Flugs lief er ins Haus, weil dieser ihm immer eine Flasche Saft schenkte. Ja, damals waren die Werbegeschenke auch noch bescheiden. Doch welche Enttäuschung. Ausgerechnet diesmal hatte der Vertreter auf das Mitbringsel für den Helmut vergessen. Er erlaubte dem Buben aber, sich selbst eine Flasche vom Auto zu holen. Das ließ sich Helmut nicht zweimal sagen. Er lief hinaus und griff sich die nächste Flasche, die er daglanga konnte. Helmut lud seinen Spielkameraden in die Hütte hinterm Wirtshaus ein, die dort stand, wo Jahre später der Weber Erwin sein Eigenheim baute. Die beiden ließen sich den Saft gut schmecken. Er war aber auch so was von süß und lecker.
Es ist nicht überliefert, ob der kräftigere Helmut Schaden genommen hat, nachdem die beiden die Flasche geleert hatten. Für den schmächtigeren Hanse aber begann ein Höllentrip. Er stolperte mehr schlecht als recht nach Hause. Da begann sich auch schon sein Inneres immer wieder nach außen zu kehren. Dazwischen lag er apathisch auf dem Kanapee und stöhnte: "I muass sterm." Als sich die Familie nicht mehr zu helfen wusste, beschloss man trotz vorgerückter Stunde, den Doktor zu holen. Gerade da schaute der Onkel Xaverl (Xaver Weber aus der Bergstrasse 4) vorbei. Er trat in die Stube, schnupperte und meinte: "Bei eich riachts nach Alkohol." Da fiel es allen wie Schuppen von den Augen. Der Bub hatte ja einen R a u s c h. Die Sorge wich schnell der Erleichterung und was heute vielleicht wegen einer Alkoholvergiftung zu einer Krankenhauseinweisung führen würde, hat damals nur zu allgemeiner Heiterkeit beigetragen. Bald war die Flasche gefunden, deren Inhalt an dem erbärmlichen Zustand von Hanse Schuld war. Auf dem Etikett stand in dicken Buchstaben "Kakao mit Nuss"*). Jetzt war man sich sicher: der wird wieder, der Bua.
Für den Hanse aber war dieses Erlebnis eine prägende Erfahrung. Bis weit in das Erwachsenenalter hinein mied er jeden Alkohol und um jedes Wirtshaus machte er einen großen Bogen. Sein Cousin, der Weber Heinze, Gott hab ihn selig, meinte mit seinem trockenen Humor dazu nur: "Dem Hanse ka ma net helfa. Der glaubt fest, dass Wirtsheisa Schindaheisa sand."

*) Für die jüngeren Leser sei hier angemerkt, dass es sich bei "Kakao mit Nuss" nicht um ein Schokoladenmixgetränk handelt, sondern um einen äußerst süffigen Likör, der heute fast vollkommen aus den Regalen verschwunden ist.

Stichpunkte:
erster Rausch
Quellen:
Hans Weber

Artikel bearbeiten/neu Kommentar/Info senden